Eigentlich sollte der Kreistag des Landkreises Zwickau heute über die „Standortanpassungen im Bereich der Berufsbildenden Schulen im Landkreis Zwickau“ entscheiden. „Das hätte zur Folge gehabt, dass die Außenstelle Meerane des Berufsschulzentrums für Wirtschaft, Ernährung und Sozialwesen Lichtenstein geschlossen worden wäre. Ab 2025 hätte die Ausbildung von Sozialassistenten, Erziehern und Pflegefachkräften dann am Standort Lichtenstein erfolgen müssen“, sagt Dorothee Obst. Die Fraktionschefin der „Freien Wähler“ im Kreistag Zwickau sprach sich dafür aus, im Bildungsausschuss noch eimal über das Thema zu beraten. Die Mehrheit der Kreisräte folgte ihrem Anliegen.

In den Augen von Dorothee Obst sind Schulschließungen immer ein sensibles Thema. Deshalb fragte sie nach:

  • Welchen Einfluß hat die Schulschließung auf die Berufsentscheidung von Schülerinnen und Schülern im Landkreis?
  • Wieviele junge Leute würde der Landkreis bei einer Schulschließung in Meerane nach Thüringen verlieren, weil ihnen der Weg nach Lichtenstein zu weit ist?
  • Wieviele der motivierten Lehrerinnen und Lehrer würden von Meerane nach Lichtenstein wechseln?
  • Was wird aus der Immobilie?

Die Antworten der Verwaltung überzeugten weder die Fraktionschefin der „Freien Wähler“ noch die Mehrheit der anderen Kreisräte. Auf Antrag von Dorothee Obst ging die Beschlussvorlage wieder zurück in den Bildungsausschuss. „Wir brauchen unbedingt mehr Informationen von der Verwaltung, bevor wir eine Entscheidung treffen können“, sagt Dorothee Obst. Kritisch sieht sie auch, dass die Immobilie schnell an einen Investor verkauft werden soll und der Landkreis dann in den nächsten drei Jahren für die Außenstelle des Berufsschulzentrums hätte womöglich noch Miete zahlen müssen.

„Ich habe mir die Schule selbst vor ein paar Tagen angeschaut. Der Landkreis hat ganz offensichtlich jahrelang dort nichts investiert, aber die Räume sind hell, die Schule ist ans Glasfasernetz angeschlossen, W-Lan ist vorhanden. Mit einem Bekenntnis zum Standort wären auch Investitionen möglich“, so Dorothee Obst. In diesem Zusammenhang verwies sie auch auf das positive Votum des Kreistages zum vom Sächsischen Kultusministerium erarbeiteten Teilschulnetzplan. Mit dem Beschluss vom März 2021 gaben die Kreisräte den Berufsschulzentren Planungssicherheit für die nächsten zehn Jahre. „Wären wir heute im Kreistag dem Votum der Verwaltung gefolgt, hätte man diese Planungssicherheit einfach vom Tisch gewischt“, sagt Dorothee Obst. 

Am Standort Meerane werden aktuell Sozialassistenten, Erzieher und Pflegefachkräfte ausgebildet. „Das sind Fachrichtungen, die aktuell weniger Absolventen als vorhandene Stellen hervorbringen. Ziel sollte es sein, durch gezielte Ansprache und ein hohes Maß an Ausbildungsqualität junge Menschen dafür zu begeistern, diese Berufe zu erlernen“, sagt Dorothee Obst. Schülerinnen und Schüler, die wohnortnah einen Ausbildungsplatz erhalten, bleiben in der Regel dem ländlichen Raum erhalten. In Zeiten des grassierenden Fachkräftemangels ist dies in ihren Augen eines der wichtigsten Argumente für den Erhalt des Standorts.