Noch zwei Sitzungen im Zwickauer Kreistag, dann endet für Wolfgang Becher eine Ära. Seit 1999 saß der ehemalige Bürgermeister von Kirchberg für die „Freien Wähler“ im Kreistag. „Jetzt wird es Zeit, für die Jüngeren Platz zu machen“, begründet der 74-Jährige, weshalb er sich bei den Kommunalwahlen am 26. Mai nicht erneut um ein Mandat bewirbt.

„Es kann nicht sein, dass der Landrat jedes Jahr die Kreisumlage erhöht, weil er und seine Mannschaft immer mehr Geld brauchen.“

Wolfgang Becher

Rückblickend seien es vor allem die jährlichen Haushaltsdiskussionen, die ihm besonders in Erinnerung bleiben werden. „Es kann nicht sein, dass der Landrat jedes Jahr die Kreisumlage erhöht, weil er und seine Mannschaft immer mehr Geld brauchen“, so Wolfgang Becher. Es müsse der Grundsatz gelten „Leben und leben lassen“. Zwar sei es richtig, dass die Kreisverwaltung für die Aufgaben, die sie erfüllen müsse, einen bestimmten Betrag aus den Stadt- und Gemeindekasse bekomme, aber das dürfe nicht dazu führen, dass der finanzielle Spielraum der Städte und Gemeinden immer mehr eingeschränkt werde. „Zum Glück sind die Bürgermeister in der Fraktion der Freien Wähler im Kreistag Zwickau bisher sehr stark vertreten. Sie haben immer das Wohl ihrer Einwohner im Blick“, so der ehemalige Bürgermeister von Kirchberg. Bei den Vertretern der etablierten Parteien spüre er dagegen eine gewisse Überheblichkeit, die dazu führe, dass Politik an den Menschen vorbei gemacht werde. Ihm sei es dagegen immer wichtig gewesen, nie den Kontakt zu anderen zu verlieren. „Erst jüngst sagte mir jemand auf der Straße: Du warst wenigstens noch einer zum Anfassen. Darüber habe ich mich sehr gefreut.“

Viel Zeit und Herzblut hat Wolfgang Becher auch in seine Arbeit im Jugendhilfeausschuss des Zwickauer Kreistages gesteckt. Einige Projekte, wie zum Beispiel die Streetworker für Kirchberg, Crimmitschau, Mülsen und Wilkau-Haßlau wurden dort auf Antrag der „Freien Wähler“ angeschoben. Darauf ist Wolfgang Becher stolz, wobei er natürlich auch weiß, dass es mit einem Streetworker für dieses riesige Gebiet nicht getan ist. „Das Hauptkapital eines Streetworkers ist sein Vertrauen, dass er bei den Jugendlichen erst einmal gewinnen muss. Doch dafür braucht er Zeit, die er aber nur schwer hat, wenn er so ein großes Gebiet abdecken muss.“ Ähnlich sei es mit den Schulsozialarbeitern, die mittlerweile an vielen Schulen aktiv sind. „Es wird allerdings jetzt schon deutlich, dass es vor allem an den großen Schulen mit einem Sozialarbeiter nicht getan ist. Da muss in Zukunft noch einiges passieren.“

Wolfgang Becher saß für den Wahlkreis 8 im Kreistag Zwickau. Am 26. Mai bewerben sich dort für die „Freien Wähler“ Dorothee Obst, Tino Obst, Hans-Dieter Jakob, Rainer Pampel, Andreas Manig, Dr. Steven Grieshammer, Mario Wirker und Gerd Päßler um einen Platz im Kreistag.