Als Dorothee Obst, Fraktionsvorsitzende der „Freien Wähler“ im Kreistag Zwickau, den offenen Brief der drei Mitglieder der Partei „Freie Wähler Sachsen“ laß, traute sie ihren Augen nicht. „Im ersten Augenblick war ich schockiert über diesen Brief, denn er negiert alles, wofür ich in den vergangenen Wochen gekämpft habe“, sagt die Bürgermeisterin von Kirchberg. Dann spürte sie eine unglaubliche Wut: „Es ist unverantwortlich und vollkommen unangebracht, in diesen Zeiten politische Machtspiele auszutragen.“ Wie in jeder Krise sei es auch in dieser unabdingbar, dass die Politik Geschlossenheit demonstriere, die den Menschen in diesen unübersichtlichen Zeiten Vertrauen vermittle. „Wie die Krise angegangen wurde und wo es vielleicht Verbesserungspotential gibt, darüber können wir streiten, wenn wir diese Zeit durchgestanden haben“, so Dorothee Obst. Jeder Politiker sei sich bewusst, dass die gegenwärtigen Einschränkungen einen tiefgreifenden Einschnitt in die Persönlichkeitsrechte jedes Einzelnen bedeuten. „Aber die aktuelle Lage gibt uns recht. Keiner möchte italienische oder amerikanische Zustände“, sagt die Fraktionsvorsitzende.

Bernd Gerber, Vorsitzender des Landesverbandes „Freie Wähler Sachsen e.V.“ und Fraktionsgeschäftsführer der Kreistagsfraktion der „Freien Wähler“ im Landkreis Zwickau, hatte sich bereits gestern im Namen des Vorstandes des Landesverbandes von dem Schreiben distanziert. Die Position der Unterzeichner stelle allenfalls eine Einzelmeinung dar und spiegle keinesfalls die Überzeugung in den fast 1000 sächsischen Wählervereinigungen wieder. „Wer jetzt die sofortige Beendigung des Lockdowns fordert und von einer Normalisierung des Lebens im Freistaat träumt, der hat die vergangenen drei Monate entweder in völliger Abgeschiedenheit des Lebens verbracht oder überhaupt nichts von der Coronapandemie verstanden“, ärgert sich Bernd Gerber.